von Markus Brogle
Seit heute hat die Debatte endlich die Wendung, die Ihr lange gefehlt hat. Es wird spannend – wenn auch im vermeintlich Kleinen.
Zunächst die Überschrift: ein guter Freund betreibt mit Freunden und Gesinnungsgenossen eine Plattform selben Namens, die sich hauptsächlich an Biker wendet. Ich selbst verabscheue ja Motorräder – aber die Jungs sind wirklich cool.
Die Überschrift trifft aber das heutige Thema mitten ins Mark. Das europäisch beschlossene Aus für Verbrennungsmotoren in Neuwagen ab dem Jahr 2035 ist mir persönlich wurscht. Achtung: mir persönlich – nicht gesellschaftlich. Bis dahin und auch danach werde ich mir unter Garantie nie mehr einen Neuwagen kaufen. Mein Traum bleibt ein SL der Baureihe 129 und ein Citroen C6. Der SL ist es jetzt schon und der C6, sollte es dann noch einen geben, ist bis dahin längst ein Oldtimer.
Ob es da das H-Kennzeichen noch gibt, oder ich das Auto vielleicht in Slowenien anmelden und mit einem australischen Führerschein rumfahren muss – wer weiß das schon. Wieso Australien? – Beim Eurovision Songcontest gehört Australien jedenfalls schon seit Jahren zu Europa…
Zeitenwende
Wir erleben gerade eine Zeitenwende. Nicht die von Scholz – eine ganz andere.
Wer hat den Film Deep Impact gesehen? Maximilian Schell blickt dem vom eingeschlagenen Kometen aufbrausenden Tsunami entgegen, wie es nur alttestamentliche Figuren können, die auf das von Gott verheißene Land blicken. Mit einem selbstzufriedenen und über alles hinwegsehenden Blick. Ich darf das Bild hier nicht posten – aber hier ein Link. Bitte vor dem Lesen eine hinreichende Weile auf sich wirken lassen.
Mit diesem Blick entstiegen in den 80ern die Luden ihrem 560SEC und später alle ihrem Range-Rover. Nichts konnte ihnen etwas anhaben. Kein Wachtmeister, kein linker Besserwisser. Alles Self-Made Männer, wie damals Jonathan Hart in Hart aber Herzlich. Mit lange einstudierten Tricks und überbordender Eloquenz fanden diese Herren jede Lücke, um abends doch noch in vollkommener Gemütsruhe die Siegeszigarre genießen zu können.
es kippt
Aber deren Spielwiese wird allmählich kleiner. An allen Ecken und Enden schnürt sich ein ums andere Band um das Herz des freiheitsliebenden Benzinkranken. Das merkt man diesen Gestalten auch an. Deren Selbstsicherheit, ja geradezu Selbstverliebtheit schwindet in letzter Zeit merklich.
Man erwischt sie dabei, nicht mehr vor jedem Geschäft in der Fußgängerzone oder einem absoluten Halteverbot einfach so ihren Blechhaufen abzustellen. Und das nicht wegen der drohenden Knöllchen. Diese provozierten sie ja mit Absicht, um noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich erinnere mich noch gut an unseren Kunden Herr K. (Name der Redaktion bekannt) aus Frankreich, der aus voller Absicht immer vor unserem Laden in der Merianstraße hielt und sich darauf gefreut hat, wenn endlich die Politesse um die Ecke kam.
„Sie stehen im absoluten Halteverbot“
schrie diese mit hysterisch aufgekratzter Stimme. Herr K.:
„Wissen Sie eigentlich, wer Ihr Gehalt bezahlt?“
Meist kam er mit einer mündlichen Verwarnung davon, weil die Politesse genau wusste, dass die Umstehenden nicht auf Ihrer Seite waren.
Das ist heute anders.
Unzählige aufbrausende links-grüne Taugenichtse würden der Politesse zu Hilfe eilen. Aber unsere oberschlauen Geländewagenfahrer sind ja nun mal wirklich oberschlau, weshalb sie seit Jahren lieber in die Tiefgarage fahren, um solchen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Allein auf dem Weg zur Schlossberggarage schwitzen sie ja schon Blut und Wasser vor Angst, dass ihnen ein wildgewordener Fahrradfahrer den Außenspiegel abfährt.
Jedenfalls wurden die Hälse dieser Self-Made-Millionäre, zumindest in automobilen Fragen, in den letzten Jahren deutlich kürzer. Diesen selbstverliebten Blick eines Maximilian Schell, wie oben beschrieben, sieht man kaum noch.
Aber es gibt auch für sie Hoffnung: kauft Euch einen überteuerten Oldtimer für die samstägliche Fahrt zum Shopping. Da ist Euch die Bewunderung – bei noch mieserem CO2-Fussabdruck – wieder sicher.

Aber nun endlich zu meinem persönlicher Höhepunkt dieser Geschichte – heute fotografiert in Freiburg – der selbsternannten „Green-City“. Da parkt eine 4-köpfige Familie mit Lastenfahrrad und Anhänger und noch einem Fahrrad auf einem für PKW vorgesehenen Parkplatz – siehe Bild oben.
Sonst keinem schlauen Streit aus dem Wege gehend bemerkte ich sofort (schnell genug, um noch in Anwesenheit des Oberhauptes dieser Öko-Klicke ein Foto zu schießen), dass das eine neue Qualität hat.
Was soll ich mit den Leuten herumstreiten. Sie kommen zu viert zu Besuch mit fahrbarem Untersatz. Ihnen steht selbstverständlich ein Parkplatz für diese Zeit zur Verfügung (das sind öffentliche Parkplätze ohne irgendwelche Einschränkungen, nichts Privates oder an Car-Sharing-Gesellschaften Vermietetes). Ob der fahrbare Untersatz nun einen Verbrennungsmotor hat oder nicht, kann für den Streit keine Grundlage darstellen. Und das man ein Lastenfahrrad mit Anhänger schlecht in die allseits bekannten Fahrradbügel hineinfalten kann ist ja völlig befreit von der Sinnfrage nach diesen sicherheitstechnisch höchst fragwürdigen Stahlmonstern. Und dann noch völlig umweltfeindlich mit Lithium-Kobalt-Antrieb.
Ich bin ja ein ruhiger Fahrer. Nachzulesen hier. Ich liebe meinen Diesel-Espace. Der ist so unauffällig, dass ich in über 20 Jahren (!) niemals kontrolliert wurde. Andere schaffen das mit ihrem Skoda RS zweimal pro Sonntag. Schöne Grüße an alle Benzinkranken da draußen!
Eine Antwort zu “Benzinkrank?”
Das nenne ich mal souveränen Umgang mit der Politesse ;-).