Der Wolf wird wieder heimisch

Am heutigen Sonntag war die übliche Anrufung des Heiligen Geistes vor der Predigt unseres Paters besonders effektiv.

So formuliert man positiv. Normalerweise würde man sagen, heute war die Predigt mal nicht langweilig.

Spaß beiseite. Das Evangelium des Guthirtensonntags ist natürlich eine dankbare Vorlage. Darüber haben schon diverse Patres hervorragend gepredigt.

Worum geht es?

Evangelium (Jo. 10, 11-16)

In jener Zeit sprach Jesus zu den Pharisäern: «Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, verläßt die Schafe, und flieht; und der Wolf raubt und zerstreut die Schafe. Der Mietling flieht, weil er Mietling ist, und weil ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt und kenne die Meinen, und die Meinen kennen Mich, wie Mich der Vater kennt und Ich den Vater kenne; und Ich gebe mein Leben für Meine Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstall sind. Auch diese muß Ich herbeiführen, und sie werden Meine Stimme hören: und es wird ein Schafstall und ein Hirte werden.»

Unser lieber Pater hat recht lange um alles drumherum schwadroniert. So, wie man halt an einem langweiligen Sonntag, der keine außergewöhnliche Prägung hat, predigt.

Was gibt es heute zu essen, welchen Wein holen wir aus dem Keller? So die üblichen Gedankenabschweifungen, die man während einer Predigt hat. Oder ich: die Schallplatten, die ich am letzten Wochenende vorgeführt habe und die ich für die nächste Messe in drei Wochen wieder brauche sollte ich unbedingt nochmal waschen.

Aber dann

Wie Donnerhall, aber ohne jede Veränderung der Stimmlage sind wir mitten im SingSang des Paters alle wie vom Blitz getroffen aufgewacht. Extrem auffällig, wie sich der Heilige Geist auf einmal einschaltete.

Er kam auf den Wolf zu sprechen. Der, der die Herde zerstreut.

Ist es nicht auffällig, dass die heutige Zeit den Wolf hier wieder heimisch machen will? Ist es nicht ein Sinnbild für alles, was sich um uns herum abspielt? Alles und jedes, was die Herde zerstreut, wird geschützt und protegiert.

Er wurde nicht konkret. Wir in der Tradition wissen auch so, was er meint.

Machen wir es wie immer wenn es (vermeintlich) kompliziert wird: ein Wort nach dem Anderen.

Die Herde

Eine Herde ist etwas, das einen Hirten braucht. Sonst ist es keine Herde. Wer kein Herdenmitglied sein willl, ist hier bereits raus. Selbstgerechtes ich kann alles allein gibt es da draußen zu Hauf, läuft aber, wie wir überall und immer beobachten können, komplett in die Irre. Wer sich also partout unter keinen Hirten stellen will, ist nicht nur aus meiner Sicht, sondern aus der Sicht des Glaubens, sowieso verloren. Dass uns die sichtbaren Hirten verraten haben, ist eine andere Debatte, die ich demnächst minutiös aufarbeiten werde. Also zurück zur Herde. Diese von einem Hirten geschützte Herde kann mit ihrer Vernunft erkennen, dass sie allein zu nichts fähig ist.

Wenn wir im Bild bleiben wollen, können die Schafe nicht untereinander entscheiden, mit welchem selbsterdachten Gremium aus ihren Kreisen heraus auch immer, welche Wiese sie als nächstes ansteuern wollen. Dies entscheidet der weitsichtige und mit einer, der Herde vollkommen unbekannten (und für sie auch uninteressanten), Weisheit. Ohne die Herde vorher um Zustimmung zu befragen. Die Herde als Kollektiv – nicht unbedingt jedes einzelne Herdenmitglied –  weiß, dass der Hirte es gut machen wird. Oder noch weitergehend: selbst das weiß sie nicht, sie denkt gar nicht darüber nach.

Früher gab es mal ein Witzchen: Wenn man eine sowieso klar mit Ja zu beantwortende Frage gestellt bekam, antwortete man gern: Ist der Papst katholisch? Das Lachen darüber bleibt einem seit 1958 im Halse stecken – aber das, wie versprochen ein andermal.

Kurz: eine Herde, die von einem richtigen Hirten geführt wird, kann sich gelassen darauf zurückziehen, einfach nur die Herde zu sein.

Ach, wie wäre das schön.

Wer, wie ich, Verantwortung für verschiedene Berieche zu tragen hat, ist froh, wenn er hier und dort auch mal nicht nachdenken muss. Ein weiterer Grund, warum die ganze Quärulantiererei hauptsächlich aus dem linken Milieu kommt. Denen  ist es langweilig (vom Staat bezahlt, keine Familie, keine Verantwortung) und sie brauchen ein Betätigungsfeld.

Oder zurück zum Glauben: Warum konnte es einen Luther, Küng oder Drewermann geben? Weil der (die) Hirte(n) auffällige Schwächen zeigte(n). Da stehen dann Leute aus allen denkbaren Richtungen auf. Und wer (wie Küng) Marketing beherrscht, kann Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Schafe, die sehr weit am Rande der Herde stehen, reißen.

Eine jede Herde hat den Hirten, den sie verdient.

Der erfolgreiche Hirte wird sein Herde versuchen zu vergrößern. Siehe letzten Absatz des Evangeliums. Je größer die Herde wird, umso mehr Schwierigkeiten wir der Hirte haben, alle hinter sich zu vereinen. Und das nicht nur, aber hauptsächlich, wegen der zunehmenden Überforderung des Hirten, sondern wegen der zahlenmäßig steigenden Menge an schwarzen Schafen. Denn in der Herde, kann bei schwachem Hirten (jeder menschliche Hirte hat Schwächen) schon innerhalb der Herde eine merkwürdige Dynamik entstehen.

Kleiner Exkurs: die 80/20-Regel in der Wirtschaft:

Man macht mit 20% der Kunden 80% des Umsatzes. 20% der Angestellten machen 80% des Ärgers. Jeweils auch umgekehrt und in vielen anderen Beispielen anwendbar. Und bitte keine kindischen Debatten, dass es eigentlich 83/17-Regel heißen müsste.

Wenn Deine Herde „nur“ 100 Schafe hat, sind ja auch „nur“ 20 schwarze Schafe vorhanden. Eine größere Herde hat aber schon genug schwarze Schafe, dass diese allein schon eine anständige Herde hergeben würde. Und hier ist der Knackpunkt der 80/20-Regel: wenn ich die schwarzen Schafe rauswerfe gilt diese Regel weiterhin. Innerhalb des bisher gesunden Bestandes werden sich neue 20% an Problemen bilden. Das weiß jeder Personaler. Jeder.

der Wolf

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Kann ja nicht sein, dass man ohne Gegenspieler einfach erfolgreich ist. Versuchen Sie mal ein erfolgreiches Geschäft zu führen. Wenn Sie erfolgreich sind, wird es auch Neider geben. Jemanden, der versuchen wird, Ihren Erfolg in Frage zu stellen oder gar zu torpedieren.

Der Wolf zerstreut die Herde und reißt einzelne Schafe. Meist die, die nicht mehr 100%ig fit sind.

Muss man noch deutlicher werden?

An allen Ecken unserer Gesellschaft lauert der Wolf (der Versucher) und reißt eine nach der anderen Seele in den Abgrund. Das eigentlich schlimme dabei – er ist so gewieft, dass es die meisten nicht bemerken.

Man geht mit dem Zeitgeist den ersten Kompromiss ein, dann den zweiten, dann den fünfzehnten und dann den hundertsiebenunddreißigsten.

Unser Problem ist nicht der Extremismus der Fundamentalisten, sondern vielmehr der Antiextremismus – also der Liberalismus. Das ist nicht meine Weisheit. Aber ich habe es nun endlich verstanden. Man höre sich auch nur einen Vortrag von Dr. Dr. Gregorius Hesse an (selber suchen – ein wenig Eigeninitiative kann ich schon verlangen – oder?).

Und nun zur Stelle, an der ich in der Predigt aufgewacht bin:

Ist es nicht ein Sinnbild für die unseligen Umtriebe unserer modernen Gesellschaft, dass man ausgerechnet den Wolf hier wieder heimisch machen und beschützen will?

Was wurde in unserer Gesellschaft mit Gesetzeskraft ausgestattet und in den letzten Jahren alles heimisch gemacht und geschützt? Alles, aber nicht den standespflichterfüllenden Familienvater. Der kann schauen wo er bleibt.

Man muss Jesus schon zugestehen, dass seine Gleichnisse perfekt gewählt sind. Man lese nochmal die ersten 8 Wörter des Evangeliums. Die Pharisäer waren die Hirten der Juden. Warum spricht er dieses Gleichnis gerade zu Ihnen?

zerstreuen

Auseinandertreiben, nicht mehr zusammengehören, vereinzeln. Alles das, was wir heute sehen. Nirgends in der Gesellschaft gibt es einen Zusammenhalt. Nirgends. Jeder kämpft nur noch für sich allein. Im Grunde kann man ja auch niemandem mehr vertrauen. Wortbrüchigkeit gehört ja heute zum guten Ton. Gerne würde ich aktiver sein, aber mit extrem wenigen Ausnahmen (exakt einer), kann ich mich auf niemanden auch über Jahre verlassen. Alle anderen rufen nur an, wenn sie etwas brauchen.

Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich kotzen mag!

Schluss für heute.

Wer sich gerne auf den folgenden Sonntag vorbereiten will, dem seien diese beiden Webseiten empfohlen. Beide Seiten halten sich an die Messordnung von 1962. Die Messe von 1962 ist leider nicht die einzig erlaubte von Papst Pius V., wird aber bei den Piusbrüdern gelesen. Immer noch um Längen besser als der verbrecherische und verbotene Novus Ordo. Darüber werde ich demnächst einen längeren Bericht veröffentlichen.

Texte und Gesänge für die Schola.

Bild von Christel SAGNIEZ auf Pixabay

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