von Markus Brogle
Die Überschrift ist ein Zitat aus einem telegram-Kanal. 18:00 Uhr werktags. Parteistammtisch 18:30, auch werktags. Autokorso, dienstags 17:30.
???
Was soll das? Will man die Veranstaltungen absichtlich klein halten? Trifft man da Arbeitnehmer oder sogar Selbstständige? Oder noch schlimmer, Arbeitnehmer, die wie Selbstständige arbeiten? Also selbst und ständig.
Hin und wieder schaffe ich es, mir die Zeit aus den Rippen zu schneiden und einen Spaziergang oder einen Stammtisch mit meiner Anwesenheit zu beehren. Und da ist es ja auch immer nett. Aber man trifft eigentlich nur Rentner, Beamte, Taugenichtse, Tagediebe, oder Leute, die gerade Urlaub haben oder Urlaub auf gelbem Schein haben. Leistungsträger und Steuerzahler eher selten.
Warum wohl?
Zu dieser Uhrzeit kommt man vielleicht, wenn alles an diesem Tag glatt gelaufen ist (wann tut es das schon?), nach Hause und will vielleicht erst mal einen Happen essen und die Klamotten wechseln. Und vielleicht will die Familie auch noch was von einem. Naja, wer hat schon noch Familie? Ist ja ein Auslaufmodell. Auf diese Minderheit braucht man keine Rücksicht mehr zu nehmen.
Aber das ist der Punkt:
Ich würde mich gern engagieren. Ich habe auch genug Wut im Bauch, um mit kräftigem Antrieb aktiv zu sein. Die angekündigte Großdemo jetzt am Samstag ist zwar zu einer günstigen Zeit, stellt dann aber ja auch nur die Teilnahme an von anderen Organisiertem dar. Das eigene Engagement beschränkt sich dann auf das Verbrennen eines halben Tanks Diesel* und ein wenig herumlaufen und zuhören, was andere Leute vorbereitet haben.
Leute, die sich an Veranstaltungen zusammengerauft haben, die zu Zeiten stattfanden, wo nur Rentner, Beamte, Taugenichtse, Tagediebe, oder Leute, die gerade Urlaub haben oder… Zeit haben. Also werden da wieder nur leere Phrasen gedroschen von Leuten, die von der wirtschaftlichen Ansicht der Leistungsträger meilenweit entfernt sind – da sie diese niemals zuvor vernommen haben. Wie auch, wenn man allein durch die Terminwahl der Sitzungen und Veranstaltungen, die Leistungsträger faktisch ausschließt.
Da gibt es natürlich seltene, lobenswerte Ausnahmen, wie die Podiumsdiskussion neulich des KV Lörrach mit Dirk Spaniel, Oliver Hilburger und Reimond Hoffman zu einem vernünftig angesetzten Termin. Da kamen auch mal wirtschaftliche Themen zur Sprache. Ein Feld, das von uns Konservativen ansonsten gern und ausgiebig ausgelassen wird.
Aber dann das:
Wenn dann endlich mal auf ansprechendem Niveau Tacheles geredet wird, wollte ich es noch etwas genauer wissen. Ich habe die Herren gefragt, was denn Ihr eigentlich innerer Antrieb ist. Wieso sind sie konservativ? Wie kommen die offensichtlich korrekten Ansichten zu Stande? Woher wollen sie wissen, dass ihr Ansatz der Richtige ist?
Antwort: nichts – einfach nichts. Natürlich wurde geantwortet. Auch recht ausführlich. Aber inhaltlich komplett leer. Es könne nicht der Anspruch Deutschlands sein, Stromausfälle als eine gerechte Sache zu akzeptieren und den Wohlstand in Frage zu stellen.
Das ist alles richtig – und gleichzeitig sind es Binsenweisheiten. Wenn man es mit so wenig Hintergrund und Tiefe bis in den Bundestag schafft, dann wissen wir, woran unser politisches System krankt. Natürlich wissen wir auch alle, dass man es bei den linken Parteien am besten mit möglichst dünnem inhaltlichem Fundament am weitesten bringt. Das ist schon klar. Aber unser Anspruch muss ein Höherer sein.
Und da komme ich wieder mit meiner alten Laier: ohne christliches oder besser noch katholisches Fundament wird nichts. Und zwar gar nichts. Keine einzige Frage des Lebens, also auch keine politische, bis hinab in die kleinste inhaltliche Verästelung, kommt ohne diesen Inhalt aus.
Kurzfristig schon – siehe Spaniel und die anderen stabilen Akteure. Aber wer an den Grund gehen will, kommt irgendwann im Leben zur Warum-Frage. Nicht die Wie-Frage – das Warum kommt ins Blickfeld. Dass der Urknall irgendwie funktioniert hat, ist unglaublich interessant. Die ganze Wissenschaft kann aber das Warum nicht klären.
Und allen Atheisten, Nihilisten, Esoterikern und anderen Realitätsverweigerern da draußen sei dies zugerufen: wieso probiert Ihr es nicht mal, wenigstens für 14 Tage, die Warum-Frage mit Gott in Verbindung zu bringen. Was kostete es Euch? Euren Stolz vielleicht. Aber der Stolz ist aller Sünde Anfang.
Wer also die politische Aktion auch inhaltlich vertiefen will ist gut beraten, die vorhandenen Strukturen zu überdenken. Und das beginnt schon mit der selektiven Auswahl der Akteure durch vollkommen bescheuert angesetzte Termine. So bekommt man keinen korrekten Spiegel der Gesellschaft zur Aktion.
*Natürlich werde ich nicht mit der Bahn fahren. Siehe Großdemo Berlin, bei der sich staatliche Akteure nicht verblödeten, den Bahnverkehr lahm zu legen, um die Demo klein zu halten.