von Markus Brogle
Ich möchte hier meine Erlebnisse des Wochenendes 8./9. Oktober 2022 zusammenfassen. Sie zeigen viel auf, was sich in unserer Blase gerade abspielt.
norddeutscher Bahnverkehr
Beginnen wir zunächst mit der Sabotage des Zugfunkes in Norddeutschland. Dort hatten zwei Kabelschnitte gereicht, den gesamten Zugverkehr nördlich von Kassel lahmzulegen. Selbst von höchst berufener Stelle wurde sehr schnell das Wort Sabotage ins Spiel gebracht.
Sabotage ist zunächst ein Verbrechen. Und wie bei jeder Verbrechensaufklärung steht an erster Stelle die Frage: Cui bono – wer profitiert vom Ergebnis.
Tut mich als Verschwörungstheoretiker ab – aber hier sehe ich keine zweite vernünftige Meinung: Die AfD hatte mit mehrwöchigem Vorlauf zur Großdemo in Berlin am 8. Oktober aufgerufen. Viele reisten mit Bussen an, andere mit dem Auto. Aber ein ganz großer Teil wollte natürlich mit dem Zug anreisen. Es waren am Ende immer noch ca. 20.000 Teilnehmer.
Wie komme ich zu der Zahl? So wie immer – einfach die offiziellen Zahlen verdoppeln – dann stimmt es in etwa. Das weiß ich aus eigener persönlicher Erfahrung von Kundgebungen, an denen ich selbst teilgenommen habe. Und es ist sicher nicht zu hoch gegriffen, dass es eigentlich auch 50.000 Teilnehmer hätten werden können. Dies galt es zu verhindern.
Wer am Schluss den Schnittbefehl gab, spielt dabei gar keine Rolle. Jedenfalls muss es jemand gewesen sein, der das System Bahn von innen kennt – oder zu solchem Personal einen befehlsgebenden Kontakt hat.
Zweiter Schock des Wochenendes
Und dieser ist für mich weitaus persönlicher und auch mit Konsequenzen verbunden, die leider weit über meinen kleinen Sprengel hinausreichen werden.
Ich hatte mit zwei Freunden die Gründung einer katholischen Initiative geplant. Sowohl auf gläubiger wie auch auf politischer Ebene. Just einen Tag vor der mit aufwändiger Vorbereitung geplanten Gründung bekamen diese aber kalte Füße. Ich habe darüber bereits einen Bericht verfasst, der diese Angst vor der eigenen Courage in den Blick nimmt. Die Enttäuschung darüber bei mir war zunächst groß, wurde dann aber in zwei weitere Erfahrungen am gestrigen Sonntag eingebettet. So muss ich einsehen, dass das zu meinen Lebzeiten wahrscheinlich nichts mehr wird.
Was war geschehen:
In unserer Kirchengemeinde, die die traditionelle lateinische Messe feiert, waren 20 junge Männer zu Besuch, die abends zuvor, den Junggesellenabschied eines Ihrer Kollegen feierten. Die Herren besuchen sonst die Messe an anderen Orten. Die Feierlichkeiten fanden offensichtlich in traditionell katholischer, anständiger Manier statt – allein schon zu erkennen am wohlsortierten Auftritt.
Unsere Kapelle ist so klein, dass 20 zusätzliche Besucher den Raum eigentlich sprengen. Nicht nur anhand der vorhandenen Plätze. Im Grunde hätten bei jedem „Amen“ oder jedem Gemeindelied die Fenster klirren und die Mauern bersten müssen.
Nichts – absolut nichts.
Im Gegenteil, die vielen Körper haben die Akustik weiter gedämpft und es war die ganze Messe über mucksmäuschenstill. Unglaublich. Später hatten wir unseren Geistlichen zum Mittagessen eingeladen. Auf mein Ansinnen angesprochen, dass die katholische Stimme nach so viel schuldhaftem Schweigen endlich in der Öffentlichkeit wahrnehmbar werden muss, wiederum nichts – einfach nichts.
Seit meiner aktiven Zeit auf der politischen Ebene fällt mir ein vermeintlich Verbündeter nach dem anderen weg. Natürlich wird es meine Aufgabe sein, das Defizit auch bei mir zu suchen. Keine Sorge, das werde ich tun.
Gleichzeitig muss aber auch klar festgestellt werden, dass fest im Glauben stehende Katholiken für politische Aktion schlicht zu ängstlich und zu duckmäuserisch sind. Wir Katholiken wollen also wirklich wissentlich das Land in den protestantischen, nihilistischen, atheistischen, esoterischen und aus dem Ausland und von anderen Organisationen fremdgesteuerten Händen belassen und vor die Hunde gehen lassen. Und das mit den immer selben Argumenten: wir müssen vorsichtig sein, wir müssen besonnen handeln, wir dürfen niemanden vor den Kopf stoßen, usw. Den anderen gesteht man dieses durch die eigene Selbstaufgabe aber weiterhin munter zu.
Ich bin raus
Jede Enttäuschung hat auch etwas Positives. Man entledigt sich einer Täuschung. Somit melde ich mich hiermit aus dem politischen Geschäft ab und werde nichts mehr diesbezüglich unternehmen. Meine Kraft allein reicht nicht dazu aus, in diese Schlacht ziehen. Und im Alleingang entsteht keine Machtoption. Und ohne Machtoption keine Politik.
Meine Gedanken zu mich betreffenden Themen werde ich hier natürlich weiter veröffentlichen, aber wenn, dann werden sie für andere politische Akteure vielleicht irgendwann handlungsrelevant werden.
So muss ich all jene um Verzeihung bitten, die in meine Kraft Hoffnung gesetzt hatten.
Bild von KarinKarin auf Pixabay