Die Königin ist tot – es lebe der König

von Markus Brogle

Am 8. September 2022 war es also so weit. Nach über 70 Jahren hat Queen Elisabeth II. ihre Rolle als Stabilitätsanker aufgeben müssen. Die Kommentarspalten sind voll mit der Würdigung Ihres Lebens. Sie sei eine starke Persönlichkeit gewesen, ein Fels, moralisch integer – wir kennen das alles.

Ob Ihr Sohn, König Charles III., die Krone in dieser Kontinuität tragen wird, wird hinter vorgehaltener Hand stark bezweifelt, gefiel er sich doch recht häufig in der Rolle des gummigestiefelten Biobauers.

Die Briten versammeln sich nun zu tausenden vor den royalen Sehenswürdigkeiten, um ihre Anteilnahme auszudrücken und die Monarchin zu ehren, die drei Generationen lang regierte.

Und auch aus Deutschland heraus schlägt dem britischen Königshaus in unregelmäßigen Abständen eine irgendwie unerklärliche Welle der Sympathie entgegen. Nach all den Umbrüchen der deutschen Geschichte war man doch froh, die verhasste Aristokratie los zu haben. Vielleicht ist es auch der Umstand, dass das Haus Windsor aus Hannover stammt.

Hier und dort hört man, und es kam mir auch schon über die Lippen, dass wir so etwas in Deutschland auch bräuchten. Eine Institution, zu der man aufblicken kann und die immer, bei jeder Gelegenheit Gelassenheit, Ruhe und Kontinuität ausstrahlt. Das schafft das Amt des Bundespräsidenten schon allein wegen der klar definiert endenden Amtszeiten nicht – von den Fehlbesetzungen mal völlig abgesehen.

Und an diesem Punkt steht also der Deutsche: verlassen und auf sich alleine gestellt. Aber das ist kein über ihn gekommenes Schicksal. Das hat sich jeder einzelne selbst zuzuschreiben. Denn jeder Mensch auf dieser Welt hat den ein und denselben König. Den König des Himmels.

Und jetzt kommt es: dieser hat sogar Inhalte, die es vernünftig machen, sich an ihm zu orientieren und auszurichten. Dies hat das britische Königshaus unter Elisabeth II. ja tunlichst vermieden. So gut wie nie blitzte auch nur ein Hauch an politischer oder gesellschaftlicher Positionierung aus Ihren Worten. Dem Briten genügt demnach die schiere Präsenz des Monarchen.

Das wäre mir zu dünn. Daher kann ich jedem, nicht nur den Royalisten unter uns, raten sich inhaltlich von den weltlichen Führern frei zu machen und die ganze Kraft, die man für Huldigungen übrig hat, dem einzig wahren König zu schenken: Gott.

Und auch für die Fans der Äußerlichkeiten, des Protokolls und der Zeremonien hat dessen irdische Abteilung genug im Angebot. Und das sogar wesentlich öfter, als nur einmal im Jahr die nachgeholte Geburtstagsfeier der Queen unter dem Namen „Trooping the Colour“. Sei es das feierliche sonntägliche Hochamt, die Fronleichnamsprozession, erhebende Wallfahrten oder zarte Marienandachten.

Bild von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay

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